Fortbildung in Corona Zeiten

 

Der „Fast-Abbruch von Hintertux“

November 2021: 70% der Deutschen sind geimpft und eine kleine Gruppe Honnefer Unentwegter sollten mit die Ersten sein, die nach einem Winter (bei vielen) ohne Ski, erstmals wieder Normalität auf der Piste erleben wollten. Aber es kommt anders. Trotz Impfquote erwischt den Herbst und Winter nochmal eine Coronawelle, die keiner mehr braucht. Schon im Vorfeld war kommuniziert: es startet die erste 2-G Tour in der Geschichte des Skiclubs Bad Honnef. Nur Geimpfte oder Genese fahren für 4 Tage zu ihrer geliebten Fortbildung, die ja im November immer auch irgendwie die Saisoneröffnung ist.

Die 2-G-Blase ist also unter sich, als in Österreich die Zahlen zu Fahrtbeginn so ansteigen, dass unser Nachbarland in den Lockdown will. Aber erst NACH unserem Wochenende! Aber die Entscheidung fällt bereits Freitags. Wie ist damit umzugehen? In den Skibussen sitzen die Frühwintlerer trotz Maske dicht an dicht bei Inzidenzen von knapp 1000 (das galt damals als viel…).

Auch die Restaurants im Gebiet von Hintertux sind voll. Die Teilnehmer sehen unsere Fahrtenleitung Valentin und Leon, dazu die Fortbilder Sven und Marc und unseren Ältestenratvorsitzenden Matthias H. die Köpfe zusammenstecken. Was wird da getuschelt? Was wird entschieden? Am Ende bringt der Autor dieser Zeilen in Erfahrung, dass kurzfristig sogar über einen Abbruch der gesamten Fahrt diskutiert wurde. Welche Verantwortung hätte der Club bei einem Hotspot/Massenausbruch auf einer organisierten Fahrt getragen?

Am Abend verkündet Marc: Es wird bis Sonntag durchgefahren. Aber Rush-hours werden so weit möglich vermieden. Heißt: Erster Bus in der Früh, keine Mittagspause IM Restaurant, frühere Abfahrt als die anderen Virenträger aus Österreich.

Damit dämmerte dem Autor dieser Zeilen: Das bedeutete auch das Ende der beliebten Tenne! Wobei klar war: ohne den (viel zu früh verstorbenen) Willi Herren wäre die Tenne eh nicht mal die Hälfte des alten Popschuppens von vorher gewesen.

Die Jugend verlegte sich in die neuen Top-Appartements gegenüber des 4Sterne Hotels „Berghaus“ und verköstigte umgehend (nicht nur) den verdienten Danke-Schön-Nuss-Schnaps unseres Organisators Leon K. in einem Zug. Respekt!

Aber was haben wir gelernt? Tja – die Corona Pause ist offenbar auch an den Skitechnik-Neuentwicklern des Westdeutschen Skiverbands nicht spurlos vorüber gegangen: Sven und Marc mussten uns vertrösten, das neue Pläne mit brandneuen Ideen wohl erst dieses Jahr herauskommen und also im November 2022 erst gelernt werden können.

So konzentriert sich der für manche erste Schneekontakt nach vielen Monaten auf die noch aus 2019 mehr oder minder bekannten 5 Bewegungselemente des Skilaufs. Als da wären….äh… gleichmäßiger Rhythmus, Bewegung kommt aus den Beinen, ständige Regulierung der Position (Vorne/Hinten/oben/unten), Oberkörperausgleichsbewegung und noch was Fünftes. Immer noch aktuell und quasi unumsetzbar: Möglichst früh soll die Belastung auf den Aussenski. Am besten noch vor der Kurve! Ich habe die Tage noch mal einen 4:3 Ski-Film aus den 80ern mit Glen Plake und Scott Smith gesehen, die herrlich über den Innenski fahren und mit dieser Technik die wildesten Buckelabfahrten bewältigen.  Es muss also nicht immer Technik sein, manchmal hilft auch Mut oder bloße Geschwindigkeit…

28 Teilnehmer insgesamt reichten für drei Gruppen. Die „Gäste“ (geführt von Leon und Valle), die „Jungen“ (um die Gilka-Brüder, dazu Daniel, Leo etc) und die alten Hasen (da traf dann z. B. ich auf alle Hupperichs oder meine früheren Skilehrer Jo oder Matthes). Als es in meiner Gruppe nach der wiederholten Abfahrt einer blauen Piste hieß: „nee, ist dat herrlich, hier“ – dachte ich dann aber schon mal: war da nicht vor 20 Jahren ein bisschen mehr Waghalsigkeit am Hang? Na, gut, es ging ja um Ausbildung…

Die Abende sind wie immer im Berghaus geprägt von 4-gängigen Topmenues mit späterem geselligen Absacken bei Gabi an der Theke, die sich mit noch so fuseligen Argumenten müht, die Truppe zum Nachtisch abzufüllen, was mal mehr, mal weniger gelingt. Dem Vernehmen nach, sind alle Teilnehmer eines Abends noch in den Genuss ein Trompeten-Solos des Nachwuchsstars Malte gekommen, der seinen Zögling G. zu drei kleinen Einlagen durchzog, deren Kunst offenbar einzig vom Nachbartisch nicht verstanden wurde.

Danke nochmals an Valle&Leon, Sven&Marc für die starken Nerven – auf neue Technik (Innenski?) im nächsten Frühwinter und das -dank Omikron- Comeback der Tenne. Dann eben auch ohne Willi Herren. Es muss ja irgendwie weitergehen 😊

Gerrit

© Skiclub Bad Honnef 2017